Ich schicke voraus, dass ich kein Freund der Zwei-Stadien-Lösung bin, weil ich glaube, dass die finanziellen Ressourcen der Stadt für andere Projekte wichtiger wären, wohl wissend, dass man in Liebenau auch investieren muss. Ebenso halte ich das Junktim mit der Umbenennung des Stadionvorplatzes für einen Fehler, aber der Gemeinderat hat sich da einlullen lassen und dem Vorgang wort- und tränenreich zugestimmt. Sich als GAK allerdings da dagegen zu stemmen hätte auch nichts genützt, sondern nur noch mehr böses Blut gebracht. Den Schuh dafür muss sich aber trotzdem die Politik - und zwar komplett alle Gemeinderatsfraktionen - anziehen. Matthias Dielacher hat das seinerzeit in seinem Text eh gut auf den Punkt gebracht: eine unsägliche Show für den armen Ivan Osim, der sich nicht mehr dagegen wehren kann. Bei der Umbenennung der Hötzendorfstraße ist man ja zumindest etwas zurückgerudert. Eine entsprechende Ehrung eines GAK-Spielers ist die Stadt aber bisher schuldig geblieben. Den 50. Todestag von Rudi Hiden hat sie ja tatenlos verstreichen lassen.
Mir fehlt auch weiterhin ein klares Statement der Stadt, dass es sich um ein städtisches Stadion handelt, dass von zwei Mietern genutzt wird. Das hätte auch im Vorfeld der Derbys für mehr Klarheit gesorgt!
Dennoch halte ich es für richtig, dass sich der Verein in die bereits angestoßene Diskussion einbringt, ganz schlichtweg darum, weil uns eine Verweigerung nichts helfen würde. Diese Stadionentscheidung - wie immer sie ausfällt - wird entscheidend für die Entwicklung des Fußballs in Graz sein und der Gedanke unseres Vorstandes - und auch das ist ja schon öffentlich formuliert worden - ist dabei, dass unserem Verein für die Zukunft keine potentiellen Optionen genommen werden sollen. Kein Mensch weiß, was in 3, 4, 5, 10 oder 20 Jahren sein wird. Aber jetzt kann man noch eine Richtung bestimmen.
Blicken wir zurück ins Jahr 2019, wo es große Diskussionen um die Rückkehr nach Liebenau gab, weil das damalige Tribünenprojekt in Weinzödl nicht mit den Infrastrukturvorgaben der 2 Liga unter einen Hut zu bringen war. Und ich bin im nachhinein froh drüber, weil sonst würden wir in Weinzödl sitzen mit einer Kapazität von 2.500 Leuten (Schnitt im Moment 4.000) und hätten hws. keine Möglichkeit irgendwohin auszuweichen, weil unser Stadtrivale Liebenau vermutlich schon längst einkassiert hätte.
Selbst wenn aus heutiger Sicht ein eigenes Stadion mit einer bestimmten Kapazität (> 8.000) aus finanzieller Sicht - auch mit Blick auf die Austria, den LASK und unsere eigene Geschichte - illusorisch scheint, muss man sich aktiv mit den Optionen beschäftigen, sonst wird man eines Tages vor vollendete Tatsachen gestellt.
Insofern muss der Verein da mitziehen und sich einbringen.
W.